Rezension Nevernight - Die Prüfung



Titel: Nevernight - Die Prüfung
Autor: Jay Kristoff
Seiten: 704
Preis: 22,99€
Verlag: FISCHER Tor

Band 1: Nevernight - Die Prüfung
Band 2: Nevernight - Das Spiel
Band 3: Nevernight - Die Rache

Klappentext

Sie ist keine Heldin. Sie ist eine Frau, die Helden fürchten.

In einer Welt mit drei Sonnen, 
in einer Stadt, gebaut auf dem Grab eines toten Gottes, 
sinnt eine junge Frau, die mit den Schatten sprechen kann, auf Rache.

Mia Corvere kennt nur ein Ziel: Rache. Als sie noch ein kleines Mädchen war, haben einige mächtige Männer des Reiches – Francesco Duomo, Justicus Remus, Julius Scaeva – ihren Vater als Verräter an der Itreyanischen Republik hinrichten und ihre Mutter einkerkern lassen. Mia selbst entkam den Häschern nur knapp und wurde unter fremdem Namen vom alten Mercurio großgezogen, einem Antiquitätenhändler. Mercurio ist jedoch kein gewöhnlicher Bürger der Republik, er bildet Attentäter für einen Assassinenorden aus, die »Rote Kirche«. Und Mia ist auch kein gewöhnliches Kind, sie ist eine Dunkelinn: Seit der Nacht, in der ihre Familie zerstört wurde, wird sie von einer Katze begleitet, die in ihrem Schatten lebt und sich von ihren Ängsten nährt. Mercurio bringt Mia vieles bei, doch um ihre Ausbildung abzuschließen, muss sie sich auf den Weg zur geheimen Enklave der »Roten Kirche« machen, wo sie eine gefährliche Prüfung erwartet …

Kurzgesagt

Unerwartet. Blutig. Gerissen. (& Sexy.)

Meine Meinung

Dieses Buch hatte mich mit dem ersten Satz in seinen Bann geschlagen. Nachdem ich mir eine Leseprobe heruntergeladen hatte und den Caveat Emptor gelesen hatte, war klar: Ich brauche dieses Buch. Es versprach anders zu sein, sich nicht unbedingt der typischen Tropen zu bedienen und sich einfach von anderen Büchern, die ich so im Regal stehen habe, abzuheben. Und ich wurde nicht enttäuscht. 

Jay Kristoff hat eine beeindruckende Welt geschaffen, die auf den ersten Blick überwältigend wirkt, aber doch Sinn ergibt und innerhalb kürzester Zeit hatte ich mich zurecht gefunden - mithilfe der Fußnoten. Und da wären wir auch schon bei dem einzigen Punkt, den ich als negativ aufführen könnte. 

Die Fußnoten waren interessant und haben wesentlich dazu beigetragen, ein Verständnis für die fremde Welt zu schaffen. Allerdings haben Fußnoten nunmal die Eigenschaft, durch ein Symbol markiert, am Fuß der Seite zu stehen und das hat mich, mehr als einmal, ein wenig aus dem Konzept gebracht. Denn erstens sind es keine Ein-Wort-Fußnoten - im Gegenteil - die Fußnoten können schonmal eine halbe Seite einnehmen und auf der nächsten fortgesetzt werden und, wie man sich vielleicht vorstellen kann, führte das schonmal zum kurzzeitigen Verlust der zuletzt gelesenen Position und man musste seinen Weg zurück ins Geschehen finden. Die Fußnoten sind jedoch alles andere als trocken, sondern meist Anekdoten oder Ähnliches, die z. B. den Ursprung gewisser Gepflogenheiten erklären, oder schlicht Aufschluss über gewisse Hintergründe geben, von daher will man sie nicht missen. Mir persönlich wäre es einfach lieber gewesen, wenn die Anmerkungen in den Text integriert gewesen wären. 

Abgesehen von dieser Winzigkeit hat mich das Buch umgehauen. Die Charaktere haben mich für sich eingenommen, jeder Charakter ist einzigartig und glaubwürdig. Jeder hat seine Stärken und Schwächen, Vorzüge und Mankos - und vielleicht hab ich mich ein bisschen in Tric verliebt.
Und die Beziehung - wenn man es so nennen will - zwischen ihm und Mia war herzerweichend, wo beide doch so hart erscheinen, hat mich ihre Geschichte doch gerührt - mehr will ich an dieser Stelle nicht dazu sagen.

Mia - unsere Protagonistin - ist eine starke Persönlichkeit, deren Ansichten und Gedanken faszinieren. Ihr Ziel ist die Rache an den Männern, die ihr Leben zerstörten und immer wieder kriegt man Einblicke in ihre Vergangenheit, während sie in der Gegenwart ihre Ausbildung zur Assasine antritt. Sie war mir von Anfang an sympathisch - was bei einer solchen Charakterzeichnung eher verwunderlich erscheinen mag - irgendwie hat sie trotz ihres Strebens nach Rache, ihre Menschlichkeit nicht eingebüßt und die Tatsache, dass der Erzähler immer wieder das Gegenteil beteuert, macht sie irgendwie noch liebenswerter. 

Und das war vermutlich mein Lieblingsteil des ganzen Buches: der Erzähler.  Die Geschichte wird aus der dritten Person, hauptsächlich aus Mias Sicht, erzählt. Es ist jedoch nicht nur irgendein Erzähler, sondern jemand der Mia kannte und nun ihre Geschichte erzählt, wie im Caveat Emptor deutlich wird. Doch nicht nur im Caveat Emptor spricht der Erzähler den Leser direkt an, dieses Phänomen zieht sich durch die gesamte Erzählung und dabei sind die trockenen Bemerkungen so geschickt eingeflochten, dass es mir mehr als einmal ein Schmunzeln entlockt hat. - Wer der Erzähler tatsächlich ist, ist mir nicht bekannt, aber ich habe so meine Vermutungen -

Nicht nur der Erzähler, sondern auch Herr Freundlichs Humor haben mich zum lachen Gebracht. Die Nicht-Katze, die in Mias Schatten lebt ist wohl einer der interessantesten Charaktere und ich kann es nicht erwarten mehr über ihn zu erfahren.

Jay Kristoffs Schreibstil ist eine gewisse Poesie eigen, die den Sätzen einen eigenen Klang gibt  - eine bessere Beschreibung fällt mir nicht ein, außer, dass es manchmal regelrecht poetisch klang, sorry - 
Auch die expliziten Szenen sind geschmackvoll, aber auch nicht zu vorsichtig, formuliert und fügen sich nahtlos in die Geschichte ein, was meiner Meinung nach nicht immer einfach ist.
Und die Art und Weise, wie er Charaktere umbringt - es geht um Assassinen und es steht im Caveat Emptor, also kein Spoiler :D - hat mich sprachlos gemacht. BUMM - tot. Ungefähr so, ohne Vorbereitung. Kein großes Trara, kein langes Klagen und Zelebrieren des Todes. Es hat mich schockiert aber im positiven Sinne überrascht.

Ich könnte noch ewig weiter schwärmen, aber bringen wir es auf den Punkt. Ich habe das Buch von vorne bis hinten genossen und der zweite Teil wird bald bei mir einziehen. Außerdem hab ich mir direkt ein anderes Buch von Jay Kristoff ausgeliehen (Die Illuminae-Akten 01). 

Nevernight ist nicht unbedingt was für schwache Nerven, aber wenn Du die Möglichkeit hast lies den Caveat Emptor und wenn es dich nicht abschreckt, lies es!

★★★★★
5 von 5 Sternen

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